Dokument vom:
18.09.2008
Pole Poppenspäler - Inhaltsangabe

Inhaltsangabe

 

 

Die Erzählung des Lebens von Paul Paulsen hat Storm in eine Rahmenhandlung eingefügt, in der ein namenloser Erzähler, der autobiografische Züge trägt, von seiner Jugend berichtet, in der er, vor nunmehr vierzig Jahren, wie er selber sagt, als Knabe viele gute Lehren von einem Drechslermeister seiner Heimatstadt angenommen hatte. Dieser wackere Handwerker, Paul Paulsen, wohnt mit seiner Frau alleine im Haus, weil beider Sohn, der ebenfalls das väterliche Handwerk ergriffen hat, sich gerade auf Wanderschaft befindet. Da der Sohn eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Erzähler aufweist, haben es beide Eheleute gerne, wenn der Junge bei ihnen ist. Von einem alten Manne hört der Erzähler zu Hause den Spitznamen „Pole Poppenspäler”, den er selber noch nicht gekannt hat. Als er an einem Sonntag bei den Eheleuten zur Feier ihres Hochzeitstages eingeladen ist, fragt er Paul nach der Bedeutung dieses Spitznamens.

Nach anfänglichem Zorn beginnt Paul, seine Lebensgeschichte zu erzählen.

Als Knabe besucht er erfolgreich die Schule und lebt mit seinen Eltern glücklich im gleichen Haus wie heute. Der Vater ist auch schon Drechslermeister und achtet auf die Erziehung des Sohnes. Eines Tages im Herbst sieht Paul einen kleinen zweirädrigen Pferdekarren in die Stadt einfahren, auf dem eine Familie mit einem neunjährigen Mädchen sitzt; die Leute machen einen ärmlichen Eindruck und die Frau fragt Paul nach dem Weg zur Herberge. Der Anblick des kleinen Mädchens beeindruckt Paul tief; am nächsten Morgen sieht er die Leute durch ein Fenster in der gegenüberliegenden Herberge. Er vergisst über das Schauen die Schule und geht zu spät dorthin. Bald verkündet der Stadtausrufer, dass die Puppenspieler Tendler im Saal des Schützenhofes das Spiel von der heiligen Genoveva geben werden. Paul spricht auf dem Nachhauseweg die kleine Lisei an und verhilft ihr zu Stoffresten für die Ausstattung der Marionetten. Dafür erhält er eine Freikarte zur Premiere. Paul kann es kaum erwarten, in die Vorstellung zu gehen. Als es endlich so weit ist, hat er kein Ohr für das Gerede eines Schulkameraden. Als das Spiel beginnt, ist er fasziniert und wie verzaubert. Der Eindruck des Puppentheaters ist so stark, dass sich Paul am nächsten Tag nicht auf die Mathematik in der Schule konzentrieren kann, und nachts träumt er vom lustigen Kasperl.

Als die Tendlers das Puppenspiel von Doktor Faust ankündigen, bittet Paul seinen Vater um das Geld für eine Eintrittskarte. Er kann die Zeit bis zum Beginn kaum ertragen und geht fast ziellos umher, kommt dabei aber doch in den Garten des Schützenhofes. Er trifft Lisei und bittet sie, ihm die Marionetten zu zeigen. Unachtsam spielt er am Kasperl und irgendetwas in der Mechanik geht entzwei. Die Vorstellung beginnt und Paul ist erneut verzaubert; doch da passiert ein Unglück: die Marionette des Kaspars geht entzwei. Die Tendlers aber haben zum Glück noch eine Ersatzpuppe, die der Spieler geschickt einfügen kann. Am Ende der Aufführung hört Paul ein Schluchzen unter der Treppe; es ist Lisei, die Angst vor dem Zorn ihrer Mutter hat, weil diese sie beschuldigen könnte, die Marionette zerbrochen zu haben. Paul beschließt, das Mädchen zu beschützen. Weil es den Kindern kalt ist, legen sie sich in eine große Kiste und schlafen dort ein.

In der Nacht werden sie geweckt, weil die Tendlers und Pauls Vater die vermissten Kinder suchen. Doch die Eltern schimpfen nicht sehr, weil alle durch die Szene gerührt werden. Am nächsten Morgen repariert Pauls Vater Herrn Tendlers Marionette, der zwar die Köpfe geschnitzt hat, der jedoch von der Mechanik nichts versteht. Die beiden Kinder freunden sich an. Paul widersteht den Schmähungen seiner Schulkameraden und besucht weiter das Puppentheater. Lisei erfährt viele herzliche Freundlichkeiten durch Pauls Mutter und auch die abweisende und harte Frau Tendler zeigt sich freundlicher.

Paul versucht seine Begeisterung für das Puppentheater in praktisches Tun umzusetzen und macht sich daran, selber Marionetten zu bauen; doch es bleibt bei einigen Versuchen. Dafür baut er für sich und Lisei eine Bude und liest dem Mädchen dort aus einem Buch für Kinder vor, in dem aus allen Wissensbereichen informative Beiträge vertreten sind.

Nach einem Monat müssen die Tendlers weiterziehen; Lisei wird mit einem warmen Mantel ausgestattet und die Familie besteigt ihren kleinen Wagen. Paul schenkt Lisei den „Kinderfreund”, das Buch, aus dem er ihr immer vorgelesen hat. Der Abschied fällt den Kindern sehr schwer.

Hier endet der erste Teil der Binnenerzählung. Paul überspringt jetzt zwölf Jahre, in denen er die Schule beendet und das Handwerk seines Vaters erlernt hat. Er hat seine Wanderjahre als Geselle absolviert und befindet sich in den Diensten einer Meisterin in einer mitteldeutschen Stadt. Paul ist ein sehr guter Handwerker geworden und wird von der Meisterin, die Witwe ist, wie der eigene Sohn behandelt, der sich ebenfalls gerade auf Wanderschaft begeben hat. Die Eltern Pauls sind gestorben und nun bereitet er sich darauf vor, in seine Heimatstadt zurückzukehren, um dort als Meister das Geschäft seines Vaters weiterzuführen.

An einem kalten Nachmittag im Januar trinken Paul und die Meisterin Kaffee; da beobachten sie, wie eine junge Frau, die ärmlich gekleidet ist, vergeblich versucht, Einlass in das Gefängnis zu erzwingen. Als sie frierend auf der Straße umherirrt, geht Paul hinaus zu ihr, um wohlmöglich zu helfen. Er erkennt in der jungen Frau Lisei. In der warmen Stube erzählt Lisei, wie es ihr und ihren Eltern ergangen ist. Nach dem Tode der Mutter hatte sie begonnen, dem Vater beim Puppenspiel zu helfen. Doch Herr Tendler ist ohne die Hilfe seiner resoluten Frau nicht in der Lage, die Härten des Lebens zu meistern. Der Vater wird beschuldigt, Geld gestohlen zu haben und ist gleich ins Gefängnis gesteckt worden. Lisei hat versucht, ihm zu helfen, weiß aber nicht ein noch aus.

Paul und seine freundliche Meisterin nehmen sich der Tendlers an; Lisei erhält zu Essen und ein Obdach und schon am nächsten Tag besucht Paul Herrn Tendler, um ihn zu beruhigen. Die Unschuld des Alten stellt sich auch bald heraus, weil der wahre Dieb gefunden wird. Herr Tendler kommt frei und erhält seine Habseligkeiten zurück. Doch die Ereignisse haben den alten Mann krank gemacht, und er muss für einige Zeit aufs Krankenlager.

In den nächsten Tagen wächst Pauls Neigung zu Lisei ständig und als die Trennung bevorsteht, fragt er sie, ob sie seine Frau werden will. Lisei stimmt zu, nicht ohne vorher Bedenken zu äußern, ob er sich als ordentlicher Handwerker die Ehe mit einer „Landstreicherin” leisten könne.

Bald kehrt Paul in seine Heimatstadt zurück und übernimmt die väterliche Werkstatt. Unter Mithilfe des Gesellen Heinrich, der in Abwesenheit das Geschäft weitergeführt hat, bereitet Paul den Einzug von Lisei und ihrem Vater vor.

Als der Frühling kommt, ziehen die beiden mit ihren Habseligkeiten ein und Paul kann in engem Familienkreis Hochzeit halten. Herr Tendler aber muss sein Puppentheater aufgeben, weil sich diese Art von Beschäftigung für eine ehrbare Handwerksfrau nicht ziehmt.

Nur einmal noch treibt es den Alten zurück zu seinem Lebenswerk; er repariert die Puppen, erneuert die Dekorationen und das Theater und bringt einer ehemaligen Theatersouffleuse das Spielen bei. Paul betont, dass sich in der Zeit, als sein Schwiegervater wieder eine öffentliche Aufführung plant, manches in der Stadt zum Schlechten verändert hatte. Besonders die Söhne eines anderen Drechslers, Schmidt, sind voller Neid und Hass gegen den erfolgreicheren Konkurrenten. Vor einem mittleren Publikum findet dann die Aufführung statt; Paul selber nimmt nicht an ihr teil. Als die alte Gehilfin Tendlers mit den hohen Tönen nicht zurecht kommt, bricht, angezettelt von den Schmidt-Jungen, ein Tumult im Saal los. Als Tendler die Leute besänftigen will, trifft ein Pflasterstein den Kasperl und Heinrich lässt den Vorhang fallen.

Tendler verkauft seine Puppen, doch auch das bereut er kurz darauf; Pauls Versuch, sie zurückzukaufen, hat nicht den gewünschten Erfolg. Der alte Tendler verkraftet diese Ereignisse nicht, er verfällt mehr und mehr; schließlich stirbt er still. Um Paul zu kränken, hat jemand an mehreren Stellen der Stadt das Schimpfwort „Pole Poppenspäler” angeschrieben, doch Paul, der von den Mitbürgern geachtet wird, macht sich nichts aus der Schmähung.

Tendler wird beerdigt; eine große Trauergemeinde umsteht das Grab. Als der Probst dem Brauch gemäß eine Schaufel Erde auf den Sarg werfen will, fliegt der Kasperl über die Friedhofsmauer ins offene Grab. Das war ein letzter Versuch eines der Schmidt-Jungen, die Familie zu kränken. Doch die Trauergemeinde hat kaum etwas bemerkt und Tendler wird mit seiner Puppe beerdigt. Paul berichtet noch, dass der älteste Sohn Schmidts ein unordentlicher Handwerksbursche geblieben ist, der verkommen von den Geschenken lebt, die ihm nach altem Zunftbrauch beim Vorsprechen die Meister geben.

Paul hingegen ist nicht nur anerkannter Handwerksmeister und Abgeordneter im Magistrat, er und seine Familie Lisei haben einen ebenfalls schon erwachsenen Sohn, der gerade beim Sohn jener Meisterin arbeitet, bei der auch Paul gerade seine Gesellenjahre verbracht hatte, als er Lisei wiedertraf. Der Erzähler feiert mit den Worten:

„Es waren prächtige Leute, der Paulsen und sein Puppenspieler-Lisei.”

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