Dokument vom:
18.09.2008
Eine Halligfahrt - Info Klabautermann

Klabautermann: von »klütern« = »beschäftigt sein« oder »poltern«; Schiffskobold, der den Menschen freundlich gesonnen ist. Mit einem Hammer macht er auf Schäden am Schiff oder in der Takelage aufmerksam. Er ist zuständig für einen ordnungsgemäßen Ablauf der Reise...

Im Kapitel „Nordsee“ aus seinem Buch „Reisebilder“ (1826) schreibt Heinrich Heine (1797-1856) über den Klabautermann:

Als ich voriges Jahr einige Zeit auf der See lag, erzählte mir der Steuermann unseres Schiffes, die Hexen wären besonders mächtig auf der Insel Wight und suchten jedes Schiff, das bei Tage dort vorbeifahren wolle, bis zur Nachtzeit aufzuhalten, um es alsdann an Klippen oder an die Insel selbst zu treiben. In solchen Fällen höre man diese Hexen so laut durch die Lauft sausen und um das Schiff herumheulen, dass der Klabautermann ihnen nur mit vieler Mühe widerstehen könne. Als ich nun fragte, wer der Klabautermann sei, antwortete der Erzähler selbst ernsthaft: „Das ist der gute, unsichtbare Schutzpatron der Schiffe, der da verhütet, dass den treuen und ordentlichen Schiffern Unglück begegne, der da überall selbst nachsieht und sowohl für die Ordnung wie für die gute Fahrt sorgt.“ Der wackere Steuermann mit etwas heimlicherer Stimme, ich könne ihn selber sehr gut im Schiffsraume hören, wo er die Waren gern noch besser nachstaue, daher das Knarren der Fässer und Kisten, wenn das Meer hoch geht, daher bisweilen das Dröhnen unserer Balken und Bretter; oft hämmere der Klabautermann auch außen am Schiffe, und das gelte dann dem Zimmermann, der dadurch gemahnt werde, eine schadhafte Stelle ungesäumt auszubessern; am liebsten aber setze er sich auf das Bramsegel, zum Zeichen, dass guter Wind wehe oder nahe. Auf meine Frage, ob man ihn nicht sehen könne, erhielt ich zur Antwort: Nein, man sähe ihn nicht, auch wünsche ihn keiner zu sehen, da er sich nur dann zeige, wenn keine Rettung mehr vorhanden sei. Einen solchen Fall hatte zwar der gute Steuermann noch nicht erlebt, aber von andern wollte er wissen, den Klabautermann höre man alsdann vom Bramsegel herab mit den Geistern sprechen, die ihm untertan sind; doch wenn der Sturm zu stark und das Scheitern unvermeidlich würde, setze er sich auf das Steuer, zeige sich da zum erstenmal und verschwinde, indem er das Steuer zerbräche – diejenigen aber, die ihn aber in diesem furchtbaren Augenblick sähen, fänden bar darauf den Tod in den Wellen.

Hamburg (Hoffmann und Campe Verlag), 1966, S.211 ff.

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