Dokument vom:
19.02.2008
Theodor Storm als Schüler

Pressemitteilung

Theodor Storm schrieb bereits als Schüler

Neues Buch über Storms Schulzeit erscheint

Mehr als 100 Gedichte haben sich aus der Zeit erhalten, als Theodor Storm in Husum und später in Lübeck die Schulbank drückte. Sie werden mit einigen Prosatexten und Briefen aus dem Zeitraum von 1833 bis 1837 nun in einer neuen, ausführlich kommentierten Edition vorgelegt.

Gerd Eversberg Theodor Storm als Schüler

Mit Prosatexten und Gedichten aus der Schulzeit

Boyens Buchverlag, Heide 240 Seiten, 15 Abbildungen €16,90/sFr29,-

Bisher nahm man an, dass die eigentliche Schriftstellerkarriere des Husumer Dichters erst nach Beendigung seiner juristischen Ausbildung an den Universitäten Kiel und Berlin begonnen habe, als sich der junge Advokat in Husum niederließ und eine eigene Rechtsanwaltskanzlei eröffnete.

Nun zeigen aber neue Untersuchungen, dass der junge Autor bereits während seiner Zeit an der Husumer Gelehrtenschule Gedichte und Prosaskizzen geschrieben hat. Dazu wurde er – wie andere seiner Kameraden auch – durch den Sprachunterricht angeregt. Im Mittelpunkt des Latein- und Griechischunterrichts stand die Lektüre klassischer Dichter von Homer bis Horaz, deren Texte nicht nur übersetzt wurden. Sie dienten den jungen Leuten als Vorbilder für eigene dichterische Versuche, bei denen sie Stil und poetische Formen nachahmten. So entstand eine Reihe von lyrischen Texten, in denen Storm die Tradition der klassischen Literatur des 18. Jahrhunderts erprobte.

Auch aus dem Deutschunterricht ergaben sich Anregungen zur Schilderung von Jahrmarktsveranstaltungen in Husum und Umgebung. Diese Texte zeigen das genaue Sprachverständnis Storms und seine Fähigkeit zur exakten Schilderung alltäglicher Situationen, wie er es in seinen Novellen zur Meisterschaft weiterentwickelt hat.

Theodor Storm hat sich später sehr kritisch zu seinen ersten Dichtversuchen geäußert und sie nicht in seine „Gesammelten Werke“ aufgenommen. Das erklärt der Herausgeber Dr. Gerd Eversberg, Direktor des Theodor-Storm-Zentrums in Husum, mit dem hohen Anspruch, den Storm an seine eigene Dichtung stellte. Aus dieser Perspektive erschienen ihm seine Schülerarbeiten als bloßes „Flügelprüfen“.

Für unser heutiges Verständnis von Storms Dichtkunst sind die frühen Texte, von denen der Verfasser einige auch veröffentlicht hat, sehr wichtig. Sie erlauben uns Einblicke in die ersten Anfänge der Dichterwerkstatt und zeigen, dass der spätere Erfolgsschriftsteller vor allem durch die Schulen zum Schreiben angeregt wurde.

Zunächst in Husum (1826 bis Herbst 1835) und später in Lübeck (1835 bis Ostern 1837) vermittelten ihm seine Lehrer genaue Kenntnisse über die Dichtkunst der Antike. Zugleich formten sich allmählich weltanschauliche Grundpositionen, die Storms späteres Leben im privaten wie im öffentlichen Bereich geprägt haben. Hier liegen die Wurzeln seines humanistischen Menschenbildes und seiner republikanischen Überzeugung, denen er in seiner Novellistik bis ins hohe Alter verpflichtet blieb. Es sind die klassischen Tugenden, wie sie das gebildete Bürgertum zwischen 1750 und 1850 aus Leben und Werk bedeutender Persönlichkeiten des antiken Griechenlands und Roms ableitete und in seinem politischen und gesellschaftlichen Engagement vor allem im Vorfeld der Revolution von 1848/49 auch praktizierte. So engagierte sich auch Theodor Storm gemeinsam mit seinem Studienfreund Theodor Mommsen für die Schleswig-Holsteinische Bewegung und forderte eine Neuordnung des deutschsprachigen Kulturraums unter demokratischen Vorzeichen.

Die geistigen Voraussetzungen dafür stellt Eversberg in seinem Buch differenziert und ausführlich dar; sämtliche Texte werden gründlich kommentiert.

Buchhandlung Delff, Husum

Boyens Buchverlag, Heide

Theodor-Storm-Gesellschaft, Husum

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