Eine Halligfahrt - Entstehung der Novelle
Entstehung der Novelle
Die äußere Anregung zu dieser Novelle ist von einer Fahrt zur Hallig Süderoog ausgegangen, die Storm im Sommer 1869 unternommen hat. In einem Brief an Ludwig Pietsch heißt es: „Der Alte, das bin ich. Die Lokalität ist genau (Hallig >Süderoog<, war einmal vor vier Jahren dort), Personen sonst frei erfunden“ (An Pietsch, Sommer 1873). Eine Bestätigung dieser Angaben findet sich in einer späten brieflichen Äußerung des Dichters:
„Lies meine „Halligfahrt“ <…>; darin ist Süderoog beschrieben und Paulsens Werft“ (An Tochter Elsabe, 9.2.1884). Paul Andreas Paulsen (1814-1891) war der damalige Besitzer der Hallig.
Die Novelle ist in der ersten Hälfte des Jahres 1871 entstanden und wurde mehrmals umgearbeitet. Die erste Reinschrift (H²) hat Storm - wie aus einem Brief an seinen Sohn Ernst vom 16.5.1871 hervorgeht – am 11.Mai 1871 an Julius Rodenberg, den Herausgeber der Zeitschrift „Der Salon“, abgeschickt. Sie war unterteilt in die drei Kapitel Unterwegs, Auf der Hallig und Posthume Blätter. Obwohl diese Reinschrift das Ergebnis „langer, sorgfältiger Arbeit“ war (so an Ernst), kamen dem Dichter schon wenige Tage nach der Absendung des Manuskripts schwere Bedenken. „Es ist nicht so, wie es sein sollte“, gestand er seinem Sohn (an Ernst, 16.5.1871). Und an Rodenberg schrieb er: „Das Ihnen gesandte Manuscript will mir nachträglich, aus der objectivirenden Ferne gesehen, nicht mehr so recht gefallen; ich stelle daher anheim, - denn es wird Ihnen Zweifels ohne ebenso gegangen sein - es mir zurückzuschicken“ (5.5.1871). Dass Rodenberg ihm das Manuskript tatsächlich zurückschickte, hat den Dichter zunächst schwer getroffen. Ihn bedrückte, dass seine „Schreiberei selbst für ein Journal nicht mehr gut genug“ sei (an Sohn Ernst, 22.5.1871). Doch dann hat er das von Rodenberg zurückgeschickte Manuskript umgearbeitet und eine neue Reinschrift erstellt (H³): „Rodenberg hatte mit seiner Rücksendung völlig recht“ (An Ernst, 21.6.1871). Der Vergleich der Fassungen H² und H³ zeigt, dass Storm die H² als Materialsammlung für die letzte Fassung benutzt hat: Einige Abschnitte sind unverändert übernommen, andere weggelassen, andere wiederum vollständig umgearbeitet. Auch die Reihenfolge der Abschnitte ist neu gestaltet. Insgesamt zeichnet sich die H² durch breitere Schilderungen und einen gleichmäßigeren Erzählton aus; der Ton der letzten Fassung (H³) ist demgegenüber lockerer und fragmentarischer (Umfangreiche Veränderungen im Manuskript sind im Novellentext verlinkt.).
Bereits am 21. Juni 1871 konnte Storm seinem Sohn Ernst melden: „Ich habe das große M.S. durch und durch umgearbeitet und es vorgestern so an Westermann eingesandt. Es ist jetzt nach meiner Ansicht wenigstens druckenswert <…>. Übrigens war es ein schwer zu bewältigendes Material; jetzt ist es dreimal gesichtet.“ Im Oktober erschien Eine Halligfahrt in „Westermanns Monatsheften“.